Erde
Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück…
Dieses Zitat aus der Bibel ist zur Abwechslung mal keine Fake News. Wir Menschen sind tatsächlich Sternenstaub der dritten Generation. Ob es noch eine vierte geben wird, steht auf einem anderen Blatt….In der Bibel steht dieses Zitat an einer sehr dramatischen Stelle: Adam und Eva waren gerade aus dem Paradies vertrieben worden; Verbannung als Folge von Evas Wissbegier, vom Apfel der Erkenntnis gegessen zu haben. Dabei war die Frau (Eva von Havva=Leben) vorher Hüterin des Gartens und Wissende seiner Geheimnisse und Gesetze gewesen! Als selbstbestimmte Goettin gewährte sie den von ihr auserwählten Männern ihre Gunst und gab ihnen als Zeichen dafür einen ihrer vielen Aepfel. Unter den patriarchal organisierten Religionen war es mit der weiblichen Selbstbestimmtheit endgültig vorbei. Frauen wurden wie die Erde ausgebeutet und „untertan“ gemacht.
Passenderweise ist der Artikel für Erde in vielen Sprachen feminin. Mutter Erde (er)trägt uns Menschen seit Millionen von Jahren, noch weitaus länger viele Tiere und Pflanzen. Die ihr bedeutend weniger Ärger bereiten als die Spezies Mensch. Vor allem, seitdem sie patriarchal organisiert ist.
In unserer zivilisiert-industrialisierten Welt sind wir Naturrhythmen längst entfremdet. Dabei war ihre Kenntnis früher Voraussetzung, um überleben zu können. Diese Kenntnis verdankte sich der damaligen hervorragenden Verbindung der Menschen zu ihren auch auf Erfahrung gründenden Instinkten, die über die Erde hinaus uns mit dem Kosmos in Beziehung setzen. Zugvögel orientieren sich z.B. nachts auch an Sternkonstellationen. Gutes Beispiel bei Menschen sind die Schamanen vieler Naturvölker. Sie spüren das Unsichtbare und doch Wirkende, wählen dafür ein stoffliches Äquivalent aus, das sie in Form von Medizin ihren kranken Mitmenschen zur Verfügung stellen. Die nicht zuletzt wirkt wegen der tiefen seelisch gewachsenen Verbindung zwischen Heilern und ihren „Patienten“ aus der Nachbarschaft.
Infolge der Zivilisation ist uns heute oft der Zugang zu unseren Instinkten abhanden gekommen. Wir hören mehr auf das, was uns andere sagen, als auf unser Inneres. Zumal wir als Mitglied der menschlichen Gesellschaft auf andere Menschen angewiesen sind. Und eine rein aeussere Orientierung uns das Geheimnis des Lebens verbaut hat.
Das war nicht immer so. In matriarchalen Kulten und Zivilisationen wurde schon früh im Zeitalter der Sesshaftigkeit die Erde in ihren Mysterien gefeiert. Im alten Griechenland waren das z.B. die Demeter Mysterien. So wie später in den christlichen Passionen erlebten die Eingeweihten den Zyklus von Tod und Wiedergeburt. Das Korn muss in der Erde sterben, damit es in und über der Erde Frucht tragen kann. Das eigentliche Geschehen ist dabei unsichtbar. Als wunderbares Buch und Aufforderung, uns als Frau wieder mit der Kraft unserer Instinkte zu verbinden, sei Die Wolfsfrau von Clarissa Pinkola Estes genannt. Die ergreifenden Erzaehlungen und die poetisch praezisen Analysen ergeben einen spannenden Leitfaden in unser Labyrinth der undressierten weiblichen Seele.
Das, was innerhalb des natürlichen Zyklus normal und natürlich war, wird heute ausserhalb des instinktiven Spuerbewusstseins zum Problem. An dem sich viele Gscheidhaferl zum Experten aufbauschen können. Denn wer kein studierter Experte ist, darf sich im expertenverbildeten Deutschland nicht einmal eine eigene fundierte Meinung erlauben oder wird zumindest nicht ernst genommen. Ich will übrigens das harte Naturleben nicht verklären! Wenn ich ansatzweise darüber lese, auch in Berichten von Verhaltensforschern und Ethnologen, bin ich froh über meine Zentralheizung im Winter und darüber, nicht verhungern oder verdursten zu müssen. Und bei Bedarf Ärzte und Krankenhaus zur Verfügung zu haben.
Und gerade, weil wir nicht mehr im puren Ueberlebenskampf sind, können und sollten wir wieder mehr mit der Natur in echten Kontakt treten. Überzeugend ist für mich in dieser Hinsicht Maja Nowak. Die Hunde- und Menschenfluesterin lebte in den Neunzigern 10 Jahre in einem russischen Dorf, zusammen mit einem Rudel halbwilder Hunde. Die sie in jener Zeit verstehen lernte. Die Filme mit ihr, den Hundehaltern und den Hunden sind Naturtherapie pur! Bodenstaendige, humorvoll berührende Spiritualität jenseits von Kopfakrobatik.
Nur, wer mit sich selbst und seinen Gefühlen in Kontakt ist, kann auch gut in Kontakt mit anderen sein, bzw. mit anderen mitschwingen. Hier ihre Filme, die den Unterschied zwischen Kontrolle/Dressur und authentischen Kontakt zum Hund verdeutlichen.
Übertragen wir dies auf uns Menschen im Arbeits- und Privatbereich, kann es gerade auch im Zusammenleben mit Hunden und Katzen nur besser werden. Denn Tiere sind uns in ihrer Authentizität um einiges voraus und spiegeln uns mitunter weit besser als andere dressierte Menschen.
Ich jedenfalls wäre dafür, Maja Nowak und ihr Team zum wandelnden Ministerium für Natur und Spiritualität zu wählen.
Als eindrucksvolles Beispiel fuer die potenziell harmonisch ergreifende Einheit zwischen Natur und Mensch sei auf den Tierfotografen Gregory Colbert verwiesen. Seine in der Wildnis mit viel Geduld und Schweiss entstandenen Bilder treiben Ausstellungsbesuchern die Traenen in die Augen: https://gregorycolbert.com
Last not least will ich auf den Tiger Tempel in Thailand hinweisen. Der Abt, die Moenche und die Tierpfleger schaffen es, sogar Tiger gewaltfrei zu halten und nur durch Achtsamkeit und Respekt zu zaehmen. Druecken wir ihnen die Daumen, dass sie es schaffen, angemessene Unterstuetzung auch durch die Regierung zu bekommen! Denn echte Harmonie zwischen Menschen und Tieren ist moeglich. Und mehr denn je noetig, wollen wir aus dieser Erde wieder einen echten Garten Eden gestalten.